Anonymous: Protest gegen China

Schlägt die Internet-Zensur in China zurück auf die Kommunistische Partei? Am vergangenen Donnerstag wurden jedenfalls viele Webseiten von chinesischen Behörden und Unternehmen geknackt. Statt dem normalen Internetauftritt gab es Drohungen gegen die Machthaber und Zensoren der pseudo-demokratischen Volksrepublik. Hunderte Internetseiten sind in China gesperrt, viele Menschen landen für regierungskritische Aussagen in Foren oder Blogs im Gefängnis.

Die Gruppierung, die hinter den Angriffen steckt, nennt sich Anonymous China. Ob sie wirklich mit der losen Hackervereinigung, die auch schon in Europa und US-Amerika für viel Ärger sorgte, verbunden ist oder sich nur ihren Namen geborgt hat, ist noch ungeklärt. Nach eigenen Angaben wurden bei 500 chinesischen Webseiten die Startseite durch eine eigene Seite ersetzt. Im Fokus der Hacker waren neben einigen Regierungs- und Behördenseiten vor allem Auftritte von Mode-Webseiten oder großen Industriefirmen. Doch bereits ein paar Stunden nach der Veröffentlichung der Liste der gehackten Seiten waren fast alle Sites wieder ohne Probleme normal erreichbar. Offiziell äußerte sich niemand von Seiten der chinesischen Politik. Inmitten ihrer harten Zensur-Schiene so eine Panne zugeben – wer macht das schon freiwillig?

Die eigene Seite, die die Hacker auf den Webseiten hinterließen, enthielt eine Nachricht an die Regierung: “Liebe chinesische Regierung, ihr seid nicht unfehlbar. Heute werden Websites gehackt, morgen wird euer abscheuliches Regime fallen.” Dazu gab es im Hintergrund Gedudel von The Who mit dem berühmten Song „Baba O’Riley“, der auch Titelmelodie der beliebten US-amerikanischen Serie „CSY:NY“ ist. Trifft hier Kommunismuskritik auf Kapitalismuskritik? Ebenfalls enthielten die gehackten Seiten eine genaue Anleitung, wie die chinesische Firewall mit einfachen Schritten wie dem Benutzen eines Anonymisierungsdienst wie Tor umgangen werden kann. Bleibt nur zu hoffen, dass die chinesische Justiz die frechen Hacker nicht erwischt – für sie hätte der allmächtige Staat China sicherlich keinerlei Sympathien. Doch da offiziell ja gar kein Angriff stattgefunden hat, muss auch nicht ermittelt werden? Das könnte man nun annehmen, doch was im Land des Lächelns hinter geschlossenen Türen abläuft, ist wieder eine ganz andere Frage.